Dienstag, 24. November 2009

Gesundheitliche Risiken

Die Auswirkungen des Cannabiskonsums auf die seelische und körperliche Verfassung des Konsumenten sind von verschiedenen Faktoren abhängig und individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Wirkung einer psychotropen Substanz - sowohl einer legalen als auch einer illegalen Droge - von verschiedenen Bedingungen abhängig ist, insbesondere von

•der seelischen und körperlichen Verfassung der Person, welche die Substanz nimmt,
•den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich auf die Herstellung, die Produktion und Qualitätskontrolle, die Möglichkeit des Erwerbs, den Preis und die Verfügbarkeit auswirken sowie
•den Wirkstoff der Drogen selbst und dessen Dosierung.

Die körperlichen unerwünschten Wirkungen des Cannabiskonsums lassen sich wie folgt zusammenfassen:

•Pulsbeschleunigung
•Blutgefäßerweiterung (Vasodilatation)
•Abfall des Blutdrucks
•Mundtrockenheit
•Bindehautreizung
•Placentagängigkeit und in der Muttermilch enthalten
•bisweilen Übelkeit und Erbrechen, z.T. verstopfend wirkend (obstipierend)
•bei Inhalation z.B. durch Marihuana-Zigaretten: Schädigung des Respirati-onstraktes (Atmungsorgane) durch Rauch und Teer, der krebserregendes Benzpyren enthält ähnlich Tabak-Zigaretten.
Die Bedeutung der beschriebenen körperlichen Wirkungen für den einzelnen Konsumenten ist unterschiedlich. Je nach Art und Ausmaß z.B. einer Vorschädigung des Herzens kann sich ein Blutdruckabfall und eine Pulsfrequenzbeschleunigung negativ auswirken, bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit ist aufgrund des gefäßerweiternden Affektes jedoch auch ein positiver Effekt möglich.

Wenn Frauen während der Schwangerschaft Cannabis konsumieren, treten die Cannabisinhaltsstoffe auch in den Kreislauf des Embryo bzw. Fetus über. Dieser bei auch nur einer Vielzahl von Medikamenten beobachtbare Effekt ist generell unerwünscht und als potentiell riskant zu bewerten. Es liegen jedoch keine verlässlichen Hinweise vor, die auf Entwicklungsstörungen beim Embryo oder Fetus schließen lassen.

Ein wesentlicher Effekt des Cannabiskonsums ist die Steigerung des Appetits. Diese Wirkung ist sowohl im positiven Sinne therapeutisch nutzbar als auch im Einzelfall als unerwünschte Wirkung zu betrachten. Bei häufigem Cannabiskonsum vor Beginn der Pubertät kann die Hormonsekretion der Hypophyse beeinflusst und der Eintritt der Pubertät möglicherweise verzögert werden.
Die psychischen unerwünschten Wirkungen betreffen vor allem

•Personen, die in erhöhtem Maße gefährdet sind, an einer Psychose zu erkranken, mit erhöhtem Risiko psychotisch zu dekompensieren,
•Personen, die in ihrer Lebensgeschichte bereits an einer Psychose erkrankt sind mit dem erhöhten Risiko des Wiederauftretens dieser Erkrankung,
•Personen mit frühem Einstiegsalter und kontinuierlichem Cannabiskonsum (15 Jahre und jünger
Ca. 2/3 der in Studien untersuchten Cannabisabhängigen weisen eine psychiatrische Comorbidität auf:
•Soziale Anpassungsstörungen,
•Persönlichkeits- und Verhaltensstörung,
•Angststörung,
•affektive Störung,
•Mehrfachabhängigkeit,ADHS,schizophrene und schizoaffektive Psychosen (BONNET 2007).
Die Grenzen zwischen der Comorbidität und den Folgestörungen des Cannabiskonsums und der -abhängigkeit ist fließend, die Behandlung problematischen und abhängigen Cannabiskonsums muss deshalb mehrdimensional sein.
Es sind jedoch auch Einzelfälle bekannt, in denen Menschen mit erhöhtem Psychoserisiko Cannabis konsumieren, danach nicht psychotisch dekompensieren und sich subjektiv besser fühlen.

Die Grenzen zwischen der Comorbidität und den Folgestörungen des Cannabiskonsums und der -abhängigkeit ist fließend, die Behandlung problematischen und abhängigen Cannabiskonsums muss deshalb mehrdimensional sein.
Es sind jedoch auch Einzelfälle bekannt, in denen Menschen mit erhöhtem Psychoserisiko Cannabis konsumieren, danach nicht psychotisch dekompensieren und sich subjektiv besser fühlen.

Für den Ausbruch einer Psychose kann jedoch nicht Cannabiskonsum als einziger ursächlicher Faktor verantwortlich gemacht werden. Nach heutigem Verständnis gemäß dem biopsychosozialen Modell von CIOMPI und dem Vulnerabilitätskonzept von ZUBIN kann Cannabiskonsum jedoch für Menschen, deren generelles Risiko, an einer Psychose zu erkranken, gegenüber der Durchschnittsbevölkerung erhöht ist, zum krankheitsauslösenden Faktor werden.

Andere wesentliche Faktoren betreffen die soziale, biologische (somatische) und psychische Ebene wie z.B. Tod des Partners, Lösung von den Eltern, Eintritt in das Berufsleben, schwere Unfälle, Krankheiten, Folter, soziale Konflikte etc. All diese und viele andere Faktoren können zum krankheitsauslösenden Faktor bei einer Psychose werden, Cannabiskonsum kann u.U. für manche Menschen zu einem solchen Faktor werden. Konzentrationsfähigkeit und Fahrtüchtigkeit, also die Fähigkeit zum Führen von KFZ, sind unter Cannabiskonsum herabgesetzt.


Das Gefährdungspotential vor allem für jugendliche Cannabiskonsumenten angesichts stark erhöhter THC-Konzentration im Vergleich zu früheren Jahren wird fachlich kontrovers diskutiert. Angesichts einer vergleichenden Untersuchung internationaler Studien kann ein erhebliches Risiko nicht ausgeschlossen werden, dass Cannabiskonsumenten massive psychosoziale Schwierigkeiten aufweisen, ein deutlicher genereller Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychosozialen Problemen hat sich jedoch nicht nachweisen lassen. Im Einzelfall kann das Risiko z.B. psychotisch zu dekompensieren oder anhaltende psychiatrische Probleme zu entwickeln deutlich erhöht sein in Abhängigkeit von der seelischen und körperlichen Verfassung, der sozialen Situation, den Konsumgewohnheiten und der konsumierten Substanz und Menge.
Die beschriebenen unerwünschten Wirkungen können bei einfachem Konsum zu Tage treten, sind jedoch überwiegend erst bei häufigerem Konsum spür- bzw. messbar. Der Effekt der Gefäßerweiterung und Pulsfrequenzbeschleunigung schwächt sich bei häufigem Konsum ab i.S. einer Toleranzentwicklung, der appetitsteigernde Effekt jedoch nicht. Vereinzelt beschriebene Schädigungen des Immunsystems, Absenkung des Testosteronspiegels und Auftreten von Chromosomenschäden infolge Cannabiskonsums werden der Vollständigkeit halber erwähnt, sind jedoch wissenschaftlich sehr umstritten

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