Mittwoch, 25. November 2009

Einstiegsdroge?


Bei einer Orientierung nur auf das Phänomen des illegalen Drogengebrauchs wird meist übersehen, dass der Einstieg in problematische Drogengebrauchsmuster in der Regel mit legalen Drogen wie Tabak und Alkohol beginnt. REUBAND (1995) betont darüber hinaus die Bedeutung des „Image" einer Droge. Dies sei entscheidend dafür, „welche Substanz zu einem gegebenen Zeitpunkt als erste probiert werde und die Ausgangsbasis späterer Drogenkarrieren ist".

Die Aufnahme und Beibehaltung des illegalen wie auch legalen Drogengebrauchs steht immer im Zusammenhang mit einer Vielzahl sozialpsychologischen Faktoren und spezifischen Sozialisationsprozessen. Die Zusammenhänge sind komplex und lassen sich nicht auf den Einfluss einer Substanz reduzieren.So sind beispielsweise der Einfluss der Gleichaltrigen und der familiäre Hintergrund als wichtige Faktoren zu nennen. Generell werden die soziokulturellen Lebensbedingungen als bedeutsame Faktoren für die Aufnahme des Konsums von legalen wie illegalen Drogen angesehen (vgl. Tarter et al., 2006).

Die Forschung hat darüber hinaus zeigen können, dass insbesondere der frühe Einstieg in den Cannabiskonsum als ein Risikofaktor für die Entwicklung problematischer Gebrauchsmuster zu nennen ist. Als früh wird in der Regel der Einstieg vor dem 16. Lebensjahr definiert. Insbesondere, wenn schon früh regelmäßig Cannabis konsumiert wird, lassen sich Zusammenhänge mit der Entwicklung eines späteren problematischen Drogenkonsums finden. Beim frühen Einstieg in den starken Cannabiskonsum spielen ebenfalls ungünstige Lebensbedingungen eine wesentliche Rolle.
Die Annahme, dass mit dem Konsum von Cannabis die Tür zur Welt der illegalen Drogen aufgestoßen wird und die Hemmschwelle zum Konsum weiterer „harter" Drogen sinkt, muss differenziert betrachtet werden. Cannabiskonsum ist heute nicht mehr ausschließlich in subkulturellen Drogenmilieus zu finden, sondern unterliegt aufgrund seiner Verbreitung einer gewissen „Veralltäglichung". Der Kauf von Cannabis wird meist nicht in der öffentlichen Drogenszene getätigt, sondern erfolgt über Freunde und Bekannte im privaten Bereich. Eine Trennung der Drogenmärkte hat sich bereits vollzogen, obwohl es natürlich aufgrund der Illegalität noch gewisse Berührungspunkte gibt. Der Konsum von Haschisch und Marihuana ist somit mehr oder weniger Bestandteil konventioneller Lebenspraxen und hat immer weniger mit einem rein subkulturellen Lebensstil zu tun.

Allgemein lässt sich festhalten: Der Weg in einen problematischen Drogengebrauch und seine mögliche Verhaltensverfestigung stellt eine in vielerlei Hinsicht offene Entwicklung dar, d. h. ist durch unterschiedliche Verläufe charakterisiert, die durch ein komplexes Gefüge subjektiver und sozialer Faktoren bedingt sind. Dabei ist die Substanz Cannabis nur ein Faktor von vielen, wobei die substanzunabhängigen Faktoren, die ein mögliches „Umsteigen" fördern oder hemmen, vermutlich eine höhere Bedeutung haben.

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